In der digitalen Welt haben sich in den vergangenen Jahrzehnten viele Dinge verschoben. Wenn etwas vor Jahren noch als unmöglich erschien, so kann es mittlerweile ganz normal zum Alltag dazugehören. Dies gilt auch für den eSports-Bereich. Wenn in den 90er Jahren jemand erklärt hätte, er würde gern mit Computerspielen oder mit eSports Wetten in Deutschland seinen Lebensunterhalt verdienen, wäre er höchstwahrscheinlich belächelt oder gar für verrückt erklärt worden.
Nunja, die Zeiten haben sich durch das Internet geändert. Mittlerweile zocken Millionen von Menschen tagtäglich und messen sich mit den Besten der Welt bei Titeln wie Dota 2, League of Legends oder auch FIFA. Laut statistischen Untersuchungen soll die Zahl der Personen, die sich zumindest gelegentlich eSports-Events anschauen, im vergangenen Jahr bei 436 Millionen gelegen haben. Dementsprechend ist es wenig verwunderlich, dass diese Wettbewerbe immer mehr an Bedeutung zunehmen und das mittlerweile sogar eSports Wetten möglich sind.
VfL Wolfsburg und FC Schalke 04 mit Profiteams
Auch einige deutsche Bundesligisten sind auf den Zug aufgesprungen und haben mittlerweile Profiteams im eSports-Bereich aufgestellt. Zu diesen gehört unter anderem der FC Schalke 04, dessen Profis sich in der League of Legends, bei Pro Evolutions Soccer und FIFA messen. Dabei waren zuletzt die PES-Profis um MeroMen äußerst erfolgreich und sind nun einer von sechs Qualifikanten für die K.o.-Phase in der eFootball.Pro von KONAMI. Am letzten Spieltag reichte dazu ein Zähler gegen die Profis von der A.S Roma. In der K.o.-Phase wird es nun zunächst gegen den FC Barcelona gehen, der in der regulären Saison mit 1:0 und 4:1 besiegt werden konnte. „Natürlich haben wir gegen Barca sehr gute Leistungen gezeigt. Aber jetzt wird es ein komplett neues Match unter anderen Bedingungen. Alles beginnt bei null und es wird sehr schwer, Barcelona aus dem Weg zu räumen“, tritt jedoch MeroMen auf die Euphoriebremse.
Bereits seit 2015 mischt der VfL Wolfsburg im eSports mit und war damit der erste Fußball-Bundesligist, der sich auf den elektronischen Sport eingelassen hat. Mittlerweile wurde die Wolves E-Academy gegründet, mit deren Hilfe es mit Benedikt Bauer, Riad Fazlija sowie Julius Kühle gleich drei echte E-Sport-Talente geschafft haben, sich in der Branche zu etablieren.
VfB Stuttgart zieht sein Team zurück
Doch nicht immer läuft die Zusammenarbeit zwischen analoger und digitaler Welt reibungslos. So hatte zum Beispiel der VfB Stuttgart sich schon 2017 früh mit einem Profiteam nach vorn gewagt. Die Erfolge stellten sich dann auch recht schnell ein und so wurde zum Beispiel 2019 die Vizemeisterschaft in der virtuellen Bundesliga gefeiert. Doch im vergangenen Sommer, mitten in der Corona-Pandemie, zogen die Schwaben plötzlich ihr Engagement zurück.
„Der VfB wird seine Aktivitäten im professionellen eSport zur neuen Saison und bis auf Weiteres einstellen. Das eSport-Team wird aufgelöst. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie haben diesen Schritt erforderlich gemacht. Der VfB dankt dem Team sowie allen Förderern und Unterstützern, die sich seit 2017 für den eSport im Zeichen des roten Brustrings engagiert haben, allen voran Mercedes-Benz. Ebenso geht der Dank an die großartige VfB eSports-Community“, war hierzu auf der Vereinshomepage zu lesen.
Bayrischer Fußball-Verband setzt auf eSports
Seine Unterstützung fortsetzen wird der Bayrische Fußball-Verband (BFV), der sich bereits seit Jahren im eSports-Bereich engagiert. Dabei steht aktuell das Grand Final der eClub Championship 2021 an. Am 10. Juni werden dazu die acht besten Zweierteams aus Bayern um den eFootball-Pokal des Verbandes kämpfen (FIFA 21 an der PlayStation 4). Welche Bedeutung diesem Wettkampf eingeräumt wird, zeigt allein die Tatsache, dass alle 4.600 eingetragenen Vereine aus Bayern teilnahmeberechtigt waren und dass es gleich sieben Bezirksturniere brauchte, um die besten Zweierteams zu finden. Letztendlich setzten sich bei diesen der TuS Holzkirchen, der TSV Kronwinkl, der FC Wacker Trailsdorf III, der TSV 1869 Rottendorf, der SC 1946 Biberbach, der 1. SC Feucht III und die SF Ursulapoppenricht durch und dürfen nun um den Titel spielen. Komplettiert wird das Teilnehmerfeld durch den TSV Oettingen 1861, der den Titel 2019 gewonnen hatte und auch im vergangenen Jahr beim Finale mit dabei war.
All die genannten Beispiele zeigen recht deutlich, dass die wirkliche und die virtuelle Welt immer mehr verschmelzen. Das Interesse, gerade bei der jüngeren Generation, steigt immer mehr und so erwarten auch die Statistiker einen weiteren deutlichen Anstieg bei den Umsatzzahlen. Laut deren Prognosen wird der weltweite Umsatz im eSports-Bereich bei 1,6 Milliarden US-Dollar liegen. Wer hätte dies vor über dreißig Jahren für möglich gehalten, als auf dem C64 noch Microprose Soccer lief.